Arbeit und unangenehme Dinge aufschieben: Das kennt wahrscheinlich jeder. Dafür gibt es das schöne Wort „Prokrastination“. Dabei kann sich das Prokrastinieren zu einer echten Belastung in deinem Alltag entwickeln. Hier erfährst du, wie du endlich mit dem Arbeiten und Studieren anfängst.
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Definition: Was ist Prokrastination überhaupt?
Wikipedia versteht unter Prokrastination eine Arbeitsstörung, bei der Arbeit, die eigentlich erledigt werden kann, in die Zukunft verschoben wird. Die Aufgaben werden dann verspätet oder gar nicht fertiggestellt.
Ein typisches Kennzeichen beim Prokrastinieren ist auch der enorme Zeitdruck, unter dem Aufgaben erledigt werden.
Auch sehr häufiges Unterbrechen der Arbeit ist ein Zeichen für Prokrastination.
Das ständige Aufschieben von Arbeit ist dann auch unter dem Ausdruck "Aufschieberitis" bekannt.
Prokrastination als "Studentenkrankheit"
Tatsächlich ist Prokrastinieren typisch für Studenten. Schließlich geht es hier darum, die eigene Arbeitsleistung selbstständig und individuell zu organisieren. Es gibt aber auch eine Reihe von weiteren Berufen, für die das Aufschieben von Arbeit häufig zum Problem wird.
Dabei handelt es sich um Jobs, in denen man seine Zeit ebenfalls relativ frei einteilen kann, zum Beispiel Journalist oder Lehrer.
Wenn du dich also mal wieder über dich selbst geärgert hast, weil du eine wichtige Aufgabe so lange aufgeschoben hast: Mach dir keine Sorgen – Du bist nicht allein.
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Tipps gegen Prokrastination
Das Aufschieben von Arbeit und anderen unangenehmen Aufgaben ist typisch menschlich. Wie aber kannst du dich dazu motivieren, dieses Aufschieben abzustellen und mit deinen Aufgaben anzufangen?
Dafür habe ich hier eine Reihe von Tipps für dich, um das Prokrastinieren in den Griff zu bekommen.
Hör auf damit, perfekt sein zu wollen
Menschen setzen sich oft unrealistische Ziele. Das kennst du vielleicht auch von dir. Deine To-Do-Liste für den Tag ist endlos lang und vollgestopft mit unzähligen Aufgaben. Tatsächlich überschätzen Menschen systematisch, was sie an einem Tag erledigen können.
Deswegen ist wahrscheinlich am Ende der meisten Tage auf deiner To-Do-Liste noch so viel unerledigt. Und das frustriert natürlich.
Generell sind To-Do-Listen gar nicht so übermäßig sinnvoll. Was du stattdessen probieren solltest, habe ich in diesem Beitrag auf studierenplus.de geschrieben.
Generell kann man also sagen:
Hör einfach auf, zu viel auf einmal zu wollen. Es klappt eh nicht. Perfektion wirst du sowieso nie erreichen.
Klingt deprimierend? Dann hilft dir vielleicht diese Statistik: Zwar überschätzen Menschen immer, wie viel sie an einem Tag schaffen können. Dafür unterschätzen sie aber ebenso systematisch, wie viel sie in einem Jahr schaffen können.
Hör also auf, dich im täglichen „Klein-Klein“ zu verlieren. Wenn du hingegen wirklich jeden Tag an deinen Aufgaben arbeitest und dein Verhalten langfristig ausrichtest, wirst du in einem Jahr viel weiter sein als jetzt. :-)
Organisier dich auf eine Weise, die zu dir passt
Ich war in meinem Studium und bei anderen Aufgaben oft ziemlich chaotisch. Um das zu ändern, habe ich mich über Organisationsmethoden und Zeitmanagement Tools informiert.
Viele Dinge davon waren aber einfach nur Müll.
Gut, so schlimm war es nicht. Viele Sachen haben aber einfach nicht zu mir gepasst. Oder die Tools waren so umfangreich, dass sie selbst schon wieder Zeit und Energie gefressen haben.
Wenn also eine bestimmte Organisationsmethode nicht zu dir passt, dann benutz sie nicht. Und such stattdessen nach Möglichkeiten, dich so zu organisieren, dass es zu dir passt.
Eine Methode, dir mir bei meiner Organisation sehr geholfen hat, ist die Pomodoro Methode.
Gut, das waren erstmal ein paar grundlegende Dinge. Jetzt gehen wir mal direkt daran, deine Prokrastination zu erledigen. :-)
Zerlege größere Projekte in kleinere Abschnitte
Vielleicht stehst du gerade vor einem riesigen Projekt. Einer Seminararbeit zum Beispiel. Und du weißt einfach nicht, wo und wie du anfangen sollst. Und eigentlich gibt es ja auch noch andere Dinge zu erledigen. Und morgen kann man ja auch noch anfangen..
Und zack, hängst du wieder nur bei Facebook und Co ab. Prokrastination wie aus dem Lehrbuch sozusagen.
Anstatt eine große Aufgabe aber als riesigen Klotz zu betrachten, solltest du sie in viele kleine einzelne Projekte zerlegen. Und zwar in so kleine Projekte, dass du deinen Fortschritt täglich sehen kannst.
Bleiben wir einfach mal beim Projekt „Schreiben einer Seminararbeit“. Dieses beginnt ganz sicher mit einer Literaturrecherche.
Du kannst dir jetzt zum Beispiel vornehmen, die grundlegende Literaturrecherche in einer Woche abzuschließen. Dann hast du einen klaren Zeitrahmen.
Und du spürst auch gleich den Druck, produktiv zu sein.
Im Anschluss arbeitest du dann eine Woche an deiner Gliederung. Und du legst die Gespräche mit deinem Dozenten so, dass du auch wirklich am Ende der Woche liefern musst.
Und schon hast du ein großes Projekt in viele kleine Teilabschnitte zerlegt.
Plane deinen Tag ganz konkret
Wenn du viele Aufgaben und theoretisch viel Zeit hast, um diese abzuarbeiten, empfiehlt sich eine genaue Planung deines Tages.
In der Schule hattest du schließlich auch einen Stundenplan. Und hier war es selbstverständlich, dass alle Schüler und der Lehrer zu einer bestimmten Zeit im Klassenraum waren und ein spezifisches Fach unterrichtet wurde.
Jede Woche hattest du also mehr oder weniger den gleichen Ablauf in der Schule. Im Studium hast du möglicherweise viel mehr Freiheiten.
Deswegen musst du dir selbst einen „Stundenplan“ erstellen. Dann erledigst du jede Woche die gleichen Aufgaben zur gleichen Zeit. Vielleicht steht ja immer dienstags um 10 Uhr eine Übung an? Dann vereinbarst du jetzt mit dir selbst einen festen Termin: Jeden Dienstag um 8 Uhr bist du in der Bib und gehst die Übungsaufgaben durch.
Oder du willst eine Sprache lernen. Dann lernst du ab jetzt jeden Tag nach der Mittagspause direkt 10 neue Vokabeln. Das klingt nicht viel, aber in einer Woche hast du damit schon 70 und in einem Monat beinahe 300 Wörter gelernt! Eine neue Sprache kannst du zum Beispiel mit Babbel lernen!
Und genau so wirst du langfristig erfolgreich sein. Wenn du einmal damit angefangen hast, dir eine gewisse Routine in deinen Aufgaben zuzulegen, wird dir auch das Aufschieben dieser Aufgaben viel schwerer fallen.
Arbeite in deinen produktiven Phasen
Sicher kennst du die Leute, die den ganzen Tag jeden Tag in der Bib hocken. Ganz ehrlich: Das ist Schwachsinn. Kein Mensch kann ununterbrochen produktiv sein.
Stattdessen hast du jeden Tag gewisse Phasen, in denen du richtig viel schaffen kannst. Zu anderen Zeiten klappt aber gar nichts.
Diese Zeiten sind unterschiedlich für unterschiedliche Menschen. Vielleicht stehst du jeden Tag zeitig auf und könntest direkt Bäume ausreißen. Oder aber du schläfst lieber länger und bist dann nachts richtig produktiv.
Finde also heraus, zu welcher Zeit du wirklich viel schaffst und lege dir dorthin deine Zeit zum Studieren und Arbeiten.
Um die Mittagszeit herum hat eigentlich jeder ein Leistungstief. Das kann so zwischen 12 Uhr und 14 Uhr sein. Vielleicht hast du das auch schon bei dir bemerkt.
Dann macht es keinen Sinn, am Schreibtisch rumzugammeln. Hol dir lieber was zu essen und geh an die frische Luft. Schließlich will dir dein Gehirn manchmal auch etwas mitteilen, wenn es statt zu arbeiten prokrastiniert und Dinge aufschiebt. ;-)
Insgesamt kannst du an einem Tag sowieso nicht mehr als sechs Stunden wirklich produktiv arbeiten. Lege diese begrenzte Zeit also in die Tagesphasen, wenn du am leistungsfähigsten bist.
Bekämpf die "Aufschieberitis": Mach Pausen
Auch regelmäßige Pausen sind extrem wichtig. Wenn du mit der Pomodoro Methode arbeitest, dann solltest du circa alle 25 Minuten für fünf Minuten Pause machen. Nach 90 Minuten steht dann schon eine Pause von circa 20 bis 30 Minuten an und nach drei Stunden ist es Zeit für eine richtig große Unterbrechung.
Noch mehr Infos, wie du als Student deinen Tag richtig aufteilst, bekommst du in meinem kostenlosen Zeitmanagement Kurs.
"Eat the Frog first"
Diese Methode ist extrem wertvoll, um auch langfristig deine Motivation im Studium aufrechterhalten zu können.
Du nimmst dir einfach vor, jeden Tag die wichtigste Aufgabe zuerst zu erledigen. Sobald du an deinem Schreibtisch sitzt, arbeitest du also konzentriert an der einen Aufgabe, die dich wirklich weiter bringt.
Das kann natürlich wieder deine Seminararbeit sein. Oder die Bewerbung für ein Praktikum. Oder in diesem Moment vielleicht auch dein Bafög Antrag.
Wenn du die wichtigste Aufgabe wirklich immer zuerst erledigst, dann kommst du jeden Tag deinen Zielen näher und du hast das Gefühl, auch wirklich was geschafft zu haben.
Wenn du eine Vielzahl von wichtigen Aufgaben hast, dann nimm dir jeden Tag eine andere vor.
Reduziere Ablenkungen
Prokrastination ist ja das Aufschieben von Arbeit. Und genau um das zu verhindern solltest du so vielen Ablenkungen wie möglich aus dem Weg gehen.
Wo prokrastiniert der moderne Student? Genau, im Internet. Manchen meiner Freunde hat es deshalb geholfen, einfach ohne Notebook in die Bib zu gehen. Und ja, auch dein Smartphone solltest du woanders lassen.
Jetzt sitzt du also ganz alleine an einem grauen Tisch vor einer weißen Wand in den Tiefen deiner Unibib. Und vor dir liegt nur ein Stapel Papier, dein Skript und ein paar Bücher. Was bleibt dir jetzt anderes übrig, als tatsächlich mit dem Studieren anzufangen? ;-)
Viele Studenten haben wegen der vielen Ablenkungen auch ein Problem damit, zu Hause produktiv zu sein. Auch dann empfiehlt sich das Arbeiten in der Bib. Und damit du nicht ständig deinen Freunden über den Weg läufst, kannst du dich einfach in einen anderen Fachbereich oder eine andere Bib setzen. Und dann ist es vorbei mit dem Prokrastinieren. :-D
Belohn dich
Auch wenn du kein Hund bist: Regelmäßige Belohnungen für erreichte Ziele solltest du dir auf jeden Fall gönnen.
Warst du beispielsweise eine Woche jeden Tag um 8 Uhr in der Bib? Sehr stark, das verdient auf jeden Fall eine Belohnung. Somit kannst du dich auch langfristig motivieren, an deinen Zielen weiterzuarbeiten.
Schau dabei auch im Rückblick, was du schon alles geleistet hast. Häufig gibt es nämlich bereits jede Menge Gründe, um stolz auf sich zu sein.
Lass dich durch Andere kontrollieren
Wir sind viel produktiver, wenn wir uns öffentlich zu einer bestimmten Handlung und einem bestimmten Ziel verpflichtet haben. Denn schließlich wollen wir vor unseren Freunden gut dastehen.
Erzähl also davon, wie du jetzt ganz konkret gegen das Prokrastinieren vorgehen wirst. Wie willst du ab jetzt wichtige Dinge direkt anpacken?
Wenn es zum Beispiel dein Ziel ist, ab jetzt dreimal die Woche Sport zu machen, dann verabrede dich immer mit einem guten Freund. So könnt ihr euch gegenseitig darin kontrollieren, dass ihr auch wirklich am Ball bleibt.
Prokrastiniere ab und zu ein wenig
Ich habe es schon weiter oben geschrieben: Perfektion ist sinnlos. Perfekt sein zu wollen macht dir nur unnötig Stress, denn es wird eh nie funktionieren.
Deswegen kannst du ausgedehnte Prokrastination auch dadurch bekämpfen, dass du ab und zu ein wenig Zeit vertrödelst. Gönn dir nach dem Essen einfach mal 20 Minuten Facebook. Diese Zeit nimmst du dir ganz gezielt.
Wenn du trotzdem Angst hast, dich zu verzetteln, dann stell dir einen Wecker. Und danach haust du richtig rein. Weil du ja regelmäßig Pausen machst und du weißt, dass man sich sowieso nicht zu lange konzentrieren kann, ist die Arbeit ja auch bald wieder vorbei. ;-)
Achte darauf, dass das Gerüst stimmt
Ein Studium kann richtig anstrengend sein. Es ist deshalb wichtig, dass du fit und motiviert bist. Dafür sorgt zum Beispiel die richtige Ernährung in Form von Brainfood.
Vielleicht hast du aber auch ein grundlegendes Problem mit deiner Motivation im Studium? Dann solltest du der Sache unbedingt auf den Grund gehen. Wenn du überlegst, ob ein Abbruch deines Studiums die richtige Wahl sein könnte, dann lies hier weiter.
Wenn es wirklich nicht klappt: Such dir Hilfe, um die Prokrastination zu bekämpfen
Prokrastination kann sich auch soweit steigern, dass du gar nicht mehr zum Arbeiten kommst und immer nur unter extremen Zeitdruck deine Aufgaben erledigst. Wenn dir die vorherigen Tipps nichts gebracht haben, dann solltest du dir externe Hilfe suchen.
Häufig gibt es direkt an deiner Uni oder Hochschule Ansprechpartner, die dir beim Bekämpfen des Prokrastinierens helfen.
Ein bisschen Prokrastination gehört dazu ;-)
Das Aufschieben von unangenehmen Aufgaben ist ganz normal. Irgendwann solltest du dann aber mit dem Arbeiten anfangen. Dabei helfen dir hoffentlich die genannten Tipps. :-)
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